LOSLAND bietet als Modellprojekt für die Erforschung dialogorientierter Bürgerbeteiligung einmalige Voraussetzungen.
Eine Begleitforschungsgruppe hat über den gesamten Projektverlauf hinweg Daten gesammelt. Die Aktivitäten zur Datenerhebung umfassten die Beobachtung von beinahe allen Sitzungen der Zukunftsräte, wie auch einzelner Zukunftsforen und Transferworkshops in den Kommunen. Weiter wurde eine Reihe von Interviews mit Prozessverantwortlichen aus den LOSLAND Kommunen wie Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie zuständigen Verwaltungsmitarbeitenden geführt. Zusätzlich wurden anonyme Fragebögen erstellt, mit denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der LOSLAND Zukunftsräte vor und zweimal nach ihrer Beratung befragt wurden.
Hier gibt es einen Einblick in die im Rahmen dieser Begleitforschung entstandenen sowie noch geplanten Forschungsarbeiten.
Einblick in die Forschungsergebnisse
Die Teilnehmenden der LOSLAND Zukunftsräte – Auswertung der Vorab-Befragung
Ein erster Blick in die Daten für die LOSLAND Publikation zeigt, dass die Teilnehmenden der Zukunftsräte, die an der Befragung teilgenommen haben, aus vielen Bereichen der Gesellschaft stammen. In der Vorab-Befragung, die einen Rücklauf von 69 Prozent der Teilnehmenden erreicht hat, wurden biografische Daten erhoben. Die Schaubilder zeigen eine erste Auswertung dieser Daten für alle LOSLAND Zukunftsräte. Es ist zu erkennen, dass die Diversität der Teilnehmendenschaft insgesamt hoch war. Die Daten verdeutlichen aber auch, dass die Zufallsauswahl keine repräsentativen Gruppen im statistischen Sinne entstehen lässt. Denn nicht alle Menschen nehmen in gleichem Maß die Einladungen zu den Bürgerräten bzw. Zukunftsräten an. So sind z.B. Menschen mit abgeschlossenem Hochschulstudium deutlich stärker in den Zukunftsräten vertreten gewesen als Menschen mit Haupt- oder Volksschulabschluss. Weiter ist interessant, dass von den 42 Prozent der Teilnehmenden, die den zweiten Fragebogen beantwortet haben, eine große Mehrheit nochmals an einem Bürgerrat teilnehmen würde.
Bürger*innenräte als Instrument zur Vitalisierung der repräsentativen Demokratie? Fallstudie am Beispiel des LOSLAND-Projekts
Pauline Uhrmeister untersucht in ihrer Bachelorarbeit am Beispiel von zwei LOSLAND Kommunen, inwieweit die Einbettung von Bürger*innenräten in das lokale Demokratiegefüge zu dessen deliberativer Demokratisierung beiträgt. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die Feststellung, dass die repräsentative Demokratie vor vielfältigen Herausforderungen steht. Bürger*innenräte gelten als ein mögliches Instrument zur Revitalisierung der Demokratie und zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen.
Ausblick auf weitere Forschungsarbeiten
Die Daten, die rund um die LOSLAND Prozesse erhoben wurden, ermöglichen Forschenden die Betrachtung unterschiedlicher Forschungsfragen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die momentan mit den LOSLAND Daten arbeiten, nehmen unter anderem diese Fragen in den Blick:
Wie wirken sich unterschiedliche Möglichkeiten zur Ansprache der Zufallsbürger auf die Zusammensetzung der Teilnehmenden aus?
Hintergrund: Nicht alle per Zufallsprinzip ausgewählten Personen, die zu einem Bürgerrat eingeladen werden, nehmen auch tatsächlich daran teil. Denn die Teilnahme ist freiwillig. Bei geringen Rücklaufquoten entstehen deshalb unerwünschte Verzerrungen in der Zusammensetzung der Teilnehmenden. Unterschiedliche Einladungsstrategien, die über den bloßen Versand von Briefen hinausgehen, können die Rücklaufquote steigern.
Welche dieser Strategien sind wie erfolgreich?
Wie nachhaltig wirkt sich die Teilnahme an einem Bürgerrat auf die Bereitschaft der Teilnehmenden aus, sich zu engagieren oder in anderer Weise demokratisch zu partizipieren?
Hintergrund: Zu den bereits gut erforschten Wirkungen der Teilnahme an einem Bürgerrat auf die Teilnehmenden, gehört deren größere Bereitschaft, sich im Nachgang auch in anderer Weise vor Ort oder zu einem Thema zu engagieren oder selbst politisch aktiv zu werden. Doch wie lange hält dieser Effekt an?
Entsteht durch den Beteiligungsprozess eine „kollektive Ownership“ der Teilnehmenden für die gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen?
Hintergrund: Innerhalb eines Bürgerrates setzen sich die Teilnehmenden mit Ihren unterschiedlichen Perspektiven rund um eine Fragestellung auseinander und sollen gemeinsame Empfehlungen erarbeiten, die alle mittragen.
Gelingt das und wenn ja, wie lange hält dieses „kollektive Ownership“ an?
Das LOSLAND Team freut sich sehr über Forschungsanfragen. Falls auch Sie ein Forschungsvorhaben planen, bei dem die LOSLAND Daten hilfreich sein könnten, freuen wir uns über Ihre Nachricht an kontakt@losland.org.